Was bedeuten Traditionen?

3. März ist ein besonderer Tag in Japan, es ist Hina Matsuri (Puppen Fest). An diesem Tag werden im Haus von traditionell gesinnten Japanern Puppen aufgestellt. Dieses Fest wird auch Mädchentag genannt und soll die Töchter einer Familie feiern. Am 5. Mai ist dann Kodomo no hi (Tag der Kinder, der früher ein Festtag für die Knaben war).

Diese Puppen gibt es in unterschiedlichen Variationen, das einfachste Set sind nur die 2 obersten Puppen, die den Kaiser und seine Frau darstellen. Die nächste Stufe zeigt drei Sake Dienerinnen, dannach fünf Musiker, zwei Berater und auf der selben Stufe gibt es Mochi (Reisklumpen). Weiter unten werden noch weitere Diener oder Wächter und auch einige Möbel und Geräte die am Kaiserhof benutzt wurden, ausgestellt. Diese unterschiedlichen Sets sind sehr kostspielig, da eine Puppe bis zu mehreren 100 Franken kostet. Sie zeigen den Kaiserhof und erinnern mit den Kimonos an die Heian Ära (794-ca.1190).

 

Sucht man nach dem Ursprung dieses Festes, finden wir ein Reinheitsritual, bei dem Puppen aus Papier oder Stroh in den Fluss gelegt und von der Strömung mitgenommen wurden. Böse Geister und Unglück wurde so symbolisch davongetragen. Heute werden die Puppen jedoch nicht weggeworfen, sondern sorgfältig verpackt fürs nächste Jahr. Die Puppen sind zu teuer, um sie im Fluss zu versenken. Oft werden sie von Grosseltern nach der Geburt einer Enkelin (1.Jahr) verschenkt oder weitergereicht. Es heisst, wenn die (erwachsene) Tochter die Puppen nicht bis am Abend vom 4. März aufgeräumt hat, wird sie in diesem Jahr nicht heiraten.

Ich bezweifle, dass jemand diese Puppen als Reinheitsritual betrachtet. Es ist hauptsächlich eine Dekoration, an diesem besonderen Tag für Mädchen.

Zur Heian Zeit wurde der Kaiser als direkter Nachkomme von den Göttern verehrt, auch wenn sein politischer Einfluss mit der Zeit abgenommen hat, war er eine Art Oberhaut/Gottheit des Shintoismus. Diesen Anspruch wurde dann im 2. Weltkrieg für nationalistische Zwecke missbraucht. Nach dem Ende des Krieges musste der Kaiser diesen Anspruch öffentlich abtreten. Wenn auch der Kaiser heute noch, den ersten Reis des Jahres pflanst und erntet, denkt oder glaubt niemand mehr, dass die Kaiserfamilie von Göttern abstammen. Somit sehe ich auch kein Problem diese Puppen als eine Erinnerung an die Heain Zeit anzusehen. 

Ich denke es braucht viel Weisheit, als Missionar in einem Land wie Japan, wo Kultur und Religion und Geschichte so stark verbunden sind, wie man mit solchen Traditionen umgeht. Man findet in vielen Festen irgendwelche Symbole oder Ursprünge die zum Buddhismus oder Shintoismus zurück geführt werden könnten. Doch vieles ist heute bloss ein Tag im Kalender, andem man dies oder jenes tut (oder lässt) weil man mehr oder weniger traditionell ist. So gibt es zu fast jedem Fest ein besonderes Menu, heute war es Chirashizushi. Solche Esswaren oder Dekorationsgegenstände werden auch von den Supermärkten jeweils heiss angepriesen.

Wir sollten dabei nicht zu vorschnelle Schlüsse ziehen. Sicher muss man gerade als Ausländer und Christ gut hinsehen, worum es wirklich geht. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es auch in unserer Heimat so manche Tradition gibt. Traditionen, die jedes Jahr dazugehören, die uns wichtig sind, auch wenn wir das nicht so sagen würden. Einiges tun wir, weil es jeder tut, weil wir damit aufgewachsen sind oder weil es die Jahreszeit dafür ist, anders weil wir Schweizer sind und dann gibt es auch Feste, die wir nicht gutheissen können und von denen wir uns distanzieren.

 

Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was den ein Schokoladenhase oder Eier mit Ostern zu tun haben? Wer würde sagen, dass man als Christ keine Schokoladen in Hasenform zu Ostern verschenken oder essen soll? Harmlos oder?

Das Bild mit den Lindt Hasen in Hina Matsuri Foramtion (auf Facebook gefunden), veranschaulicht mir, dass sich Traditionen verändern, miteinander mischen und es oft schwierig ist, genau zu sagen welche Bedeutung es nun wirklich hat. Wir alle sind mit Traditionen aufgewachsen und von ihnen geprägt worden. Was eine Tradition bedeutet, ob eine Tradition gut oder schlecht ist, kann oft nur zu einem gewissen Grad beurteilt werden.

 

Gut recherieren, JA! Weisheit von Gott erbitten und in der Bibel suchen, JA! Verständnisvoll handeln, JA! Wir sollten anderen die Freiheit lassen, dort wo es nicht um Anbetung und schlechte Handlungen geht, ein eigenes Urteil zu fällen. Gerade wenn ein Japaner Christ wird, soll der Heilige Geist und die Bibel ihn/ihr in solchen Fragen leiten, damit er/sie den Frieden für oder gegen eine Tradition findet. Oft spielt auch die Bezeihung zur Familie oder die Identität als Japaner eine Rolle.

 

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