Hello Gaijin

Wenn man die Medien verfolgt, war die Welt vor einigen Wochen noch Zuhause und nun ist die Welt auf der Strasse. Dieses Mal möchte ich euch einen kleinen Einblick geben, wie ich mich als Ausländer in Japan fühle. Nach dem Motto: Swiss lives matter.

 

Ich lebe nun schon etwas mehr als vier Jahre in Japan. Der Insel­staat zählt etwa (2019) 127,4 Mil­lio­nen Bewoh­ner, wovon 124,8 Mil­lio­nen die japa­ni­sche Staats­bür­ger­schaft haben. 2,6 Mil­lio­nen Men­schen sind Aus­län­der. Damit liegt deren Anteil an der Gesamt­be­völ­ke­rung bei 2,09 Prozent. (Quelle:https://asienspiegel.ch/2019/07/japans-2-6-millionen-auslaender)

 

Das japanische Wort für Ausländer ist "Gaijin" (wörtlich: Mensch von aussen). Das Konzept von Uchi-Soto oder Insider-Outsider ist hier in vielen Gesellschaftsschichten present. In einigen Gruppen bin ich Uchi also integriert und akzeptiert und in anderen bin ich Soto also jemand, der nicht ganz dazu gehört. Liegt dies (nur) an meiner Nationalität? Ich glaube nicht. Ich fühle mich hier wohl und bin dankbar, in Japan leben zu dürfen. Natürlich gibt es Momente, in denen ich mich als Gaijin fühle... das liegt daran, dass ich eben Ausländer bin. Ich bin Schweizer, ich sehe anders als Asiaten aus und daran möchte ich nichts ändern. Dennoch finde ich es wichtig, mich mit der japanischen Kultur, den Gepflogenheiten hier auseinander zu setzten und mich wo es geht, anzupassen. Damit schaffe ich nicht nur Akzeptanz für mich, sondern zeige auch, dass sich Ausländer integrieren.

Nun zu den "yappari Gaijin" (eben doch Ausländer)- Momenten:

  • Werde ich in der Öffentlichkeit als Gaijin angeschaut? Ja, natürlich. Ich bin ja einer, ich sehe anders aus und habe einen ausländischen Namen : ). Ich weiss, dass ich nie als Japaner angesehen werde auch wenn ich perfekt Japanisch sprechen würde und ein Kulturexperte wäre.
  • Einige Personen mit denen ich es zu tun habe, werden manchmal schon etwas nervös, wenn sie mit einem Ausländer sprechen müssen. Meistens reicht mein Japanisch jedoch und die Nervosität vergeht. Glaubt mir, ich bin oft genauso aufgeregt und hoffe, dass ich mein Gegenüber verstehe und keine Fehler mache.
  • "Bist du Amerikaner?" oder "Wo kommst du her?" werde ich ab und zu gefragt. Doch solche Fragen empfinde ich nicht als ausländerfeindlich. Im Gegenteil, es zeigt Interesse. Nun ja, dass die meisten Japaner zuerst denken ein Weisser ist Amerikaner, ist manchmal etwas nervig. Aber ich korrgiere sie gerne und sage stolz, dass ich aus der Schweiz bin.
  • Manchmal rufen mir Kinder ein "Da, ein Ausländer!" oder "Hello..." zu. Kinder sind super, denn sie nehmen kein Blatt vor den Mund und fragen schon mal: "Sag mal etwas auf Englisch." Je nach Tagesverfassung ignoriere ich es oder nehme es locker und erwiedere: "Hello!" oder "Ja, ich bin Ausländer."
  • Unser Nachbar fragte auch schon: "Gibt es dies oder das in der Schweiz?" oder "Wie ist es in der Schweiz?" Bei solchen Fragen lerne ich oft das Bild, das mein Gegenüber von der Schweiz hat, besser kennen. Z.B: In der Schweiz gibt es viele Banken, leckeren Käse oder da ist es so wie bei Heidi. Manch einer schaut auf meinen Arm, doch ich trage keine 'Swiss made'-Uhr.
  • Es kommt auch vor, dass Leute annehmen, weil ich Ausländer bin, mag ich einige typische japanische Speisen nicht oder dass ich mich nicht auskenne. Das finde ich schade, denn ich bin immer offen etwas neues zu probieren oder zu lernen.
  • Einizig bei der Wohnungssuche wurden uns einige Wohnungen verwehrt, weil der Vermieter an keine Ausländer vermieten wollte. Wir haben aber trotzdem eine schöne Wohnung gefunden, weshalb es nur halb so schlimm ist.
  • Die Bürokratie in Japan ist allgemein (für jeden) umständlich, doch wie es scheint, ist sie für Ausländer noch etwas komplizierter. Manchmal kann ich das auch verstehen. Sonderregelungen, internationalle Bestimmungen, Vereinbarungen mit einzelnen Ländern, etc. gehören eben zum Leben in einem anderen Land. Weil ich ausserhalb der Norm (2%! Ausländeranteil) bin, heisst es ja nicht dass ich abnormal bin. Oft habe ich Verständnis, wenn es ein bischen länger geht oder der Herr/die Dame vom Amt verunsichert ist.
  • Japans striktere Ausländerpolitik, das Image von Ausländer, welches die Medien suggestieren (als kurlige Zeitgenossen, Gäste oder im schlimmsten Fall als Störenfriede, Kriminelle), etc.

Die Frage ist doch, störe ich mich daran, wenn ich wie ein Kind, wie ein Tourist oder ein Exot behandelt werde? Ja, manchmal stört es mich. Doch was erwarte ich? Ich trage ja kein Schild mit mir, auf dem steht wie lange ich schon hier wohne, wie gut mein Japanisch ist oder aus welchem Land ich komme etc. Ich möchte es positiv sehen und mich dankbar an den netten Begegnungen und guten Erfahrungen freuen.

Ich weiss nicht, was die Menschen um mich herum denken oder in welchem Ton sie über Ausländer reden, doch wie schon erwähnt, fühle ich mich in Japan sehr wohl und nicht diskriminiert. Als Ausländer (zumindest mit einem westlichen Gesicht) wird einem auch, der eine oder andere Tritt ins Fettnäpfchen, verziehen. Dies jedoch nur solange man Soto (draussen) ist, wenn man jedoch als Insider angesehen wird, sollte man sich auch als ein Insider benehmen.

 

Willkommen auf huserinjapan!